Monatshygiene

Ich kenne eine Frau, die sich über ihre Menstruation freut, weil sie dadurch daran erinnert wird, daß es ein weibliches Privileg ist, Kinder zu kriegen. Sicherlich ist die Regelblutung hier und da auch bei jeder anderen Frau mal ein Anlaß zur Freude (oder besser: Erleichterung), aber ich vermute mal, daß die Mehrheit wie ich hauptsächlich von den »Tagen« genervt ist. Die Schmiererei, das Unwohlsein, ständiges Wechseln von Erzeugnissen der Zellstoffindustrie. Ihr wißt, für jene arbeiten diese Leute, die in der Werbung das Produkt normalerweise nicht beim Namen nennen.

Statt dessen sehen wir zarte Jungfrauen beim Schwimmen oder hüpfend auf der Blumenwiese. (Gelegentlich erscheint auch eine tausendfach benutzte Türklinke.) Und immer wieder das geheimnisvolle Wort: Monatshygiene. »Hat das was mit der Regel zu tun?« fragte mich einst mein Freund. Eine rein informative Frage, er wußte es wirklich nicht - wie auch. Wenn wir die Zellstoffdinger zu sehen bekommen, wird entweder ein dezentes Becherchen blaugefärbten Wassers darüber entleert, oder Frauen erklären in Pseudo-Interviews, daß sie diesmal »wirklich begeistert« waren, weil man »sie« in der verbesserten Form »gar nicht spürt«.

Gelegentlich wird eine Binde im Profil gezeigt, die das (blaue) Blut eigentlich nur noch wegzaubern kann, denn reinpassen kann es rein physikalisch nicht in der angedeuteten Menge. Weiße Wattelappen geben mir angeblich den ganzen Tag ein »morgenfrisches Gefühl«, und eigentlich wüßte ich immer noch nicht so recht, wo der elementare Unterschied zwischen Slipeinlagen und »superdünnen Binden« ist, wenn mich die weniger dezente Johnson&Johnson-Werbung in der Bravo damals nicht annähernd aufgeklärt hätte. Aber auch da mußte ich zwischen den Zeilen lesen, wenn von »Sicherheit«, »unangenehmen Überraschungen« und den »Tagen vor den Tagen« (lustiges Wortspiel) die Rede war.

Heute erklärt mir die Fernsehwerbung allen Ernstes, ihr Tampon »saugt die Regel da auf, wo sie passiert«: in der Hand?! Schwamm, nein, Binde drüber (die ist saugfähiger). Aber ein Wort noch zur Monatshygiene. Ich putze mir täglich die Zähne, benutze Klopapier und wasche mir fast zwanghaft die Hände. Das halte ich für hygienisch, aber das passiert täglich. Wer sich einmal im Monat die Hände wäscht, wird im allgemeinen doch eher für unhygienisch gehalten, oder? Also bitte, Leute, denkt Euch mal ein neues Wort aus, braucht auch gar nicht mehr so dezent-verschleiernd zu sein. Monatliche Hygiene halte ich für einen schwarzen Schimmel. Genau wie blaues Blut.


erschienen in Wilhelmine Nr. 3, August 1996