Schlaf Sieben Jahre lang Angst hat dich geweckt. Die Angst, abgeschaltet zu werden. Erschrocken hast du dich umgeschaut, hast dir den Tropf aus dem Arm gerissen, bist aufgestanden und losgegangen. In der Tür hast du dich zögernd noch umgedreht, fragend einen Blick auf jene geworfen, die dich so lange gepflegt hat. Doch sie ist müde gewesen, zu erschöpft, um dich aufzuhalten. Und so bist du gegangen, um sieben Jahre Leben nachzuholen an einem Tag. Verbrannte Erde hast du hinterlassen. Wohin du deinen Fuß auch setztest, trat er zu, hinterließ eine Spur aus Tränen. Gefühle hast du gesucht und mußtest doch erst wieder lernen zu fühlen. Zögernd bist du gegangen am Anfang, doch als sich die Illusion einstellte, das Laufen nicht verlernt zu haben, wurden deine Schritte fester und schneller. Schließlich bist du gerannt, wußtest nicht dein Ziel, wußtest auch nicht, daß es eigentlich eine Flucht war. Konntest deshalb auch nicht ankommen und wunderst dich jetzt. Wenn du dich heute schlafen legst, kommen sie, all die verwundeten Seelen, kratzen sich die Finger blutig an deiner Tür, verfluchen deinen Schlaf und rauben dir die Träume. Nur die eine, die dich so gut kannte, kommt nie. Sie hat ihre Ruhe gefunden bei einem, der gelernt hat zu schlafen und aufzuwachen und der ihr Träume schenkt. 1998 |