Unromantisch

Es ist viel Arbeit und kein sonderliches Vergnügen, sterbenden Schnittblumen täglich die Stengel zu kürzen, um somit ihr welkendes Leiden unnötig zu verlängern. Keiner der beteiligten Parteien ist damit gedient. Das grüne Leben aus der Zuchtfabrik möchte sich endlich beenden und den bunten Blumenfrieden träumen; ich persönlich träume lieber zwischen Feldflieder und Mohn auf der Wiese und nutze die Zeit zu Hause für fruchtvollere Arbeit.

Und der mir die Blumen schenkte, nahm für eine Geste ihren frühen Tod in Kauf. Ich bin nicht gut für Blumen. Ich wäre es gern, doch sie welken unter meinen hilflosen Händen dahin.

Das macht auch ihm keine Freude, der täglich vor meinem Fenster steht, um nach dem Grünzeug Ausschau zu halten.

–1998–