nachtwanderung

wenn mild die nacht sich niedersenkt
und – horch! – ein stern sich leise wiegt
ach lieg ganz still!
mein herz sich leis’ an deines schmiegt
weil’s weinen will
weil du ihm neuen puls geschenkt

ein licht glimmt eifrig in der nacht
die seele sich vom bette löst
ach lieg ganz still!
derweil der körper weiterdöst
nur schlafen will
hat sie sich auf den weg gemacht

und strebt dem lichtlein zu und fühlt
wenn sich ein schatten auf sie legt
ach fürcht’ dich nicht!
hat sich zu haus’ ein traum geregt
sie folgt dem licht
bis sie vom mondlicht ganz umspült

dort bettet sie ihr weißes haupt
beim lichtlein fern der einsamkeit
ach schau ihr zu!
hier nur ist sie zum schlaf bereit
hier hat sie ruh’
weil sie noch an die liebe glaubt

–1998–